Aschbach - Unsere Ortsgeschichte

Unser Heimatort Aschbach wurde zum ersten Mal 1369 urkundlich erwähnt.


Die drei Hubhöfe, die damals die Siedlung bildeten, lassen sich heute noch genau abgrenzen: Dem „Hofbauer“ (Anwesen Kumpf) gehörte der südlichste Teil, dem „Hansebauer“ (Anwesen Heiligenthal) der mittlere, und dem „Schorkebauer“ (heute das alte Schulhaus in der Ortsmitte) die am weitesten nördlich gelegene Hube.

Von größerer Bedeutung als die Himmelsrichtungen sind jedoch in Aschbach die Höhenlinien und die geographischen Gegebenheiten.

Einer der drei ursprünglichen Höfe und zugleich ein frühes Zentrum der Siedlung liegt am Ulfenbach, der sich, von Norden kommend, dem Neckar entgegenwindet. Mit den beiden anderen Höfen liegt ein weiterer Schwerpunkt der Siedlungstätigkeit in halber Hanghöhe zwischen Meisen-, Ellen- und Bocksberg.


Dazwischen bildet seit jeher das Wiesental eine ausgedehnte, naturbelassene Grünfläche, die auch im heutigen Ortsbild noch Bestand hat.

Umfasst wird Aschbach von ausgedehnten Waldgebieten, die, wie am Aschbacher Hausberg Meisenberg, auf Höhen über fünfhundert Meter ansteigen. Die Höhendifferenzen innerhalb der Gemarkung betragen damit knappe zweihundert Meter, was sich nicht zuletzt in der Steilheit der Straßen des Oberdorfs niederschlägt.

Schon landschaftlich bietet Aschbach somit ein vielseitiges Bild.

Doch ebenso abwechslungsreich wie die Landschaftsformen präsentiert sich die Entwicklungsgeschichte des Ortes. Einst ein kleiner, aus drei Höfen entstandener Weiler, war Aschbach sowohl Standort von Mühlen und Hammerwerken als auch frühes industrielles Zentrum, sowie in jüngerer Zeit beliebter Urlaubsort.

Die frühe Hofordnung jedenfalls war mit dem Wachsen der Bevölkerung bereits im frühen neunzehnten Jahrhundert weitgehend beseitigt. Das Anwesen des „Schorkebauern“ fand sich inmitten einer wachsenden Zahl von Häusern wieder: im Jahr 1812 werden 8 Höfe, 19 Häuser und 171 Seelen erwähnt.


Bei der Neuordnung der staatlichen Verhältnisse 1803 kam Aschbach zum Großherzogtum Hessen. Erst 1848 erfolgte die politische Selbstständigkeit der Gemeinde. Bis dahin gehörte sie zur Bürgermeisterei Gadern und zum Ober-Amt Lindenfels. 1971 schließlich, im Zuge der Gemeindegebietsreform, verlor Aschbach seine Selbstständigkeit und gehört seither zur Großgemeinde Wald-Michelbach.


Die Bevölkerung und die Industrie

Obgleich heute der Ortskern mehr ins obere Dorf verlagert scheint, war es schon früh das Gebiet am Ulfenbach, das Aschbach entscheidend prägte – und eine Entwicklung begünstigte, die Aschbach von den anderen Ortschaften des Überwalds unterschied: die Ansiedlung von Industrie.


Erstmals wird 1549 eine Mühle erwähnt, später waren es sogar drei. Aus den Mühlen gingen Eisenhammerwerke, Papiermühlen und Sägewerke hervor; seit 1810 nutzte beispielsweise die Familie Kurtz die Wasserkraft zur Eisenverarbeitung.

Das Aschbacher Ortswappen zeugt von der langen Tradition Aschbachs als industrielles Zentrum.


Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Ludwig Anton aus Darmstadt neben einer bereits bestehenden Papiermühle eine Zündholzfabrik, die nicht zuletzt dank billiger Arbeitskräfte rasch aufblühte.

Auf demselben Gelände wurde zwischen 1902 und ihrem Ende 1967 die Firma Koch zum größten Arbeitgeber der Region.


Ein wichtiger, aber auch gefährlicher Erwerbszweig über viele Jahrzehnte war auch das Steinhauergewerbe.

Innerhalb der Ortsgrenzen wurde sowohl Granit (an der Steinhecke) als auch Sandstein (am Meisenberg) abgebaut.


Bereits früh in seiner Geschichte war Aschbach mehr ein Arbeiter- als ein Bauerndorf. Die im Ulfenbachtal angesiedelten Betriebe boten zeitweise mehreren hundert Menschen Arbeit.

Die größte Betriebsamkeit entwickelte sich während des Bestehens der Firma Koch, deren Fabrikgelände sich über die gesamte Talbreite erstreckte.

Heute ist von dem großen Gebäudekomplex praktisch nichts mehr zu sehen. Nach einer Jahre andauernden Phase des Verfalls wurden die Bauten Ende der neunzehnhundertneunziger Jahre abgerissen und auf dem Gelände der Neubau des Wald-Michelbacher Bauhofs errichtet.


Die Firma Koch war nach ihrem Konkurs 1967 in ihrer Bedeutung und Größe von der Firma Coronet abgelöst worden. Doch auch deren im Aschbacher Tal gelegenes Nadelfilz-Werk stellte Anfang der Neunziger den Betrieb ein, die Produktion wurde nach Thüringen verlagert.


Von den ursprünglichen, aus der Nutzung der Wasserkraft hervorgegangenen Hammer- und Mühlenbetrieben existiert heute einzig noch das Sägewerk Kurtz.


Neben der Erwerbsgrundlage in den industriellen Betrieben war die Aschbacher Bevölkerung tätig als Kleinhandwerker – Besenbinder, Siebmacher, Korbflechter - und als Klein- und Nebenerwerbslandwirte.

Die Ziege als "Kuh des kleinen Mannes" war für viele Aschbacher Haushalte eine wichtige Lebensgrundlage, davon zeugte auch der bis in die 70er Jahre existierende Ziegenzuchtverein.


Trotz des – zumindest früher vorhandenen – lokalen Angebots an Arbeitsplätzen waren und sind viele Aschbacher Bürger Pendler.

Der Überwaldbahn, die 1898 fertiggestellt wurde und von Weinheim aus bis nach Wahlen führte, kam in dieser Hinsicht eine große Bedeutung zu. Sie bot nicht nur der ortsansässigen Industrie eine wichtige Verkehrsanbindung, sondern ermöglichte es auch vielen Einwohnern, vom „eigenen“ Aschbacher Bahnhof aus nach Weinheim und sogar Mannheim zu pendeln, wo viele Arbeit fanden.

Auch heute sind viele Berufstätige an der Bergstraße und in der Rhein-Neckar-Region beschäftigt. Der Bahnverkehr allerdings wurde 1994 eingestellt und die Gleise bis Unter-Wald-Michelbach rückgebaut, sodass der Aschbacher Bahnhof heute nicht mehr an der Schienenstrecke liegt, sondern an einem auf der ehemaligen Trasse neu entstandenen Freizeitweg nach Affolterbach und Wahlen.

Schule, Kirche und Vereine

Ein prägender, unverwechselbarer Bestandteil des Ortsbilds ist die Bergkirche Maria Hilf, die 1935 geweiht wurde und die durch ihre exponierte Lage am Hang des Meisenbergs weithin von den Höhen des Überwalds zu sehen ist.

Die katholische Kirchengemeinde Aschbach war bis Ende 1969 Filialgemeinde von Wald-Michelbach, ehe sie zusammen mit Kocherbach, Affolterbach und Olfen zur selbstständigen Pfarrei erhoben wurde.


Die Aschbacher Schule war bis zum Jahr 1920 einklassig.

Die dann eingeführte zweite Klasse erzwang eine Notlösung: im Gasthaus „Zur Rose“ wurde ein zweiter Schulsaal eingerichtet.

Im Jahr 1949 endlich wurde der Schulbetrieb in eine, fortan als „Schulscheuer“ bekannte, umgebaute Scheune verlagert.

Infolge des raschen Anwachsens der Bevölkerungszahl wurde die Schule 1960 dreiklassig und die Gemeinde entschloss sich zum Neubau eines Schulgebäudes im Wiesental.


Der Schulbetrieb dort währte lediglich bis 1980. Seit jenem Jahr besuchen alle Aschbacher Kinder die Adam-Karrillon-Grundschule in Wald-Michelbach.

Das in der Folge leerstehende Schulgebäude im Wiesental wurde 1992 abgerissen.


Ein eigenes Gebäude für den Aschbacher Kindergarten war bereits im Jahr 1908 errichtet worden. In dessen Dachgeschoss befand sich seit 1981 auch das Pfarrheim der Kirchengemeinde.

Durch Zusammenwirken der politischen Gemeinde, der Pfarrgemeinde und der Diözese Mainz wurde der Bau eines neuen, modernen Pfarrzentrums und Kindergartens auf dem ehemaligen Schulgelände im Wiesental ermöglicht.


Der neue Kindergarten wurde 1993 seiner Bestimmung übergeben. Seither befindet sich im ehemaligen Kindergartengebäude das Vereinsheim des MGV „Harmonie“ Aschbach.


1882 als MGV „Frohsinn“ gegründet, wurde der Männergesangverein 1883 in „Harmonie“ umbenannt und ist heute weit über die Grenzen unserer Region bekannt.


Bereits ähnlich lange besteht ein zweiter Aschbacher Verein: der Sportverein TSV 1896 Aschbach.

Nachdem in dessen frühen Jahren das Turnen im Vordergrund stand, gewann die 1925 gegründete Fußballabteilung mehr und mehr Gewicht.


Ebenfalls nicht aus dem Ortsgeschehen wegzudenken ist die sich durch vielerlei Aktivitäten auszeichnende Freiwillige Feuerwehr.


Doch auch in jüngerer Zeit gründeten sich Vereine neu.

Eine prominente Rolle im Ortsgeschehen nimmt der seit 1998 bestehende Karnevalsverein „Die Hussmouge“ ein und schon seit 1978 gibt es den Tennisclub TC Aschbach.


Anderen Vereinen waren kürzere Blütezeiten beschert.

Der Verkehrs- und Verschönerungsverein zum Beispiel ist Symbol einer Epoche, die um 1920 ihren Anfang nahm, in der Nachkriegszeit aufblühte und in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ihren Höhepunkt erlebte: den lebhaften Fremdenverkehr.

Der Zustrom der Erholungsbedürftigen sicherte zahlreichen Aschbacher Privatpensionen, Cafés und Gastwirtschaften ihr Auskommen.


Auch im Ortsbild schlug sich diese Entwicklung nieder. War das Wiesental früher vorwiegend von den Klein- und Nebenerwerbsbauern als „Futterkammer“ extensiv genutzt worden, so hatte sich bis 1975 der zugänglichere Teil des Geländes durch Anpflanzungen sowie die Anlegung von Teichen, eines Spielplatzes, Wassertretbeckens, Kleintiergeheges und eines Brunnens zu einem attraktiven Freizeit- und Erholungsraum verändert.


Der Fremdenverkehr kam leider bereits vor dem Jahrtausendwechsel weitgehend zum Erliegen und mit ihm die gestalterischen Aktivitäten des Verkehrs- und Verschönerungsvereins.


Dennoch wurde Anfang des 21. Jahrhunderts aus dem Wiesental ein neues Vorzeigeobjekt der Gemeinde:

Der UNESCO Geopark-Pfad „Aschbacher Wiesental“.

Der naturnah gestaltete Rundweg lädt den Besucher ein, typische Lebensräume des Odenwaldes mit ihren Tier- und Pflanzenarten kennen zu lernen und dabei auch Vertrautes am Wegesrand neu zu entdecken.


Rundwege mit Schautafeln stellen typische ökologische Strukturen des Wiesentals mit ihren Bewohnern aus der Tier- und Pflanzenwelt vor und vermitteln Einblicke in die reichhaltige Ortsgeschichte Aschbachs.


In das Gesamtkonzept mit eingebunden ist auch der Kerweplatz, mitten im Grünen und zugleich in der Dorfmitte gelegen, auf dem nicht nur die alljährliche Zeltkerwe sondern auch zahlreiche weitere Veranstaltungen stattfinden.


Hans und Jochen Borger

(aus Festbuch 125 Jahre MGV "Harmonie" 1882 Aschbach e.V.)